Regelkunde

In meiner (Ekkarts) Tätigkeit als Schiedsrichter habe ich zum einen eine prima Schiriausbildung genossen, zum anderen belese ich mich über aktuelle Regelauslegungen. Daher beantworte ich auf dieser Seite Regelfragen, die so im TT-Alltag auftauchen.

Für die Beantwortung gelten die derzeit gültigen Regeln.

  1. Allgemeines
    1. Wer muss eigentlich „Stop“ rufen, wenn ein Ball ins Spiel springt?
    2. Sind „hellblaue“ T-Shirts zugelassen?
    3. Was tun, wenn der Schläger kaputtgeht?
  2. Aufschlag
    1. Muss der Schläger beim Aufschlag über dem Tisch sein?

Allgemeines

Wer muss eigentlich „Stop“ rufen, wenn ein Ball ins Spiel springt?

Diese Situation kennt jede*r Spieler*in: ein Ball kommt ins Spiel gerollt und die*der Spieler*in, dessen Ball das ist, ruft nicht „Stop“. Was ist jetzt zu tun, außer der*dem anderen vorzuwerfen, nicht „Stop“ gerufen zu haben?

Was sagt das Regelwerk zu dieser Situation? TT-Regeln A, § 9.1.3 „Ein Ballwechsel muss wiederholt werden, wenn ein Spieler aufgrund einer Störung, die außerhalb seiner Kontrolle liegt, nicht vorschriftsmäßig auf- oder zurückschlagen oder sonstwie eine Regel nicht einhalten kann.“; § 9.1.4 „Ein Ballwechsel muss wiederholt werden, wenn der Schiedsrichter […] das Spiel unterbricht.“ und § 9.2.4 „Das Spiel kann unterbrochen werden, wenn die Spielbedingungen auf eine Art gestört werden, die das Ergebnis des Ballwechsels beeinflussen könnte.“

Nehmen wir den ersten Fall: ein*e Schiedsrichter*in ist anwesend. Dann ist die Lage recht einfach, sie*er unterbricht das Spiel, wenn sie*er eine Störung z.B. durch einen hereinlaufenden Ball erkennt. Die Spielenden können ihn dabei unterstützen, indem sie den Arm heben oder anders auf die Störung aufmerksam machen. Wichtig ist dabei: das Armheben ist nur eine Hilfe, wenn die*der Schiedrichter*in die Störung nicht anerkennt, wird der Ball auch nicht wiederholt.

Nun haben wir ja recht selten Schiedsrichter*innen beim Spiel dabei, wie sieht das dann aus? Zunächst einmal sind nur (und ich meine das im Sinn von „ausschließlich“) die Spielenden eines Spiels selbst für ihr Spiel verantwortlich. Keine Außenstehenden können für die Spielenden entscheiden, was eine Störung ist und was nicht. Das ergibt sich daraus, dass nur die*der Schiedrichter*in das Spiel unterbrechen kann, dessen Aufgaben werden von den Spielenden wahrgenommen, daher können nur sie das Spiel unterbrechen.

Das heißt, ob das Spiel unterbrochen wird oder nicht, liegt im Ermessen der Spielenden. Was spielt dabei eine Rolle? Sie müssen entscheiden, ob nach 9.1.3 eine entsprechende Störung eines Spielenden oder nach 9.2.4 der Spielbedingungen vorlag. Diese Schwelle liegt bei jedem Spielenden anders. Üblicherweise zeigt man an, gestört worden zu sein und damit ist die Sache gegessen, Wiederholung und gut. Die Lage ist ungeklärt, wenn sich ein*e Spieler*in gestört fühlt und die*der andere das nicht anerkennt. Dann sind die Regeln machtlos, da die*der Schiedrichter*in fehlt, dann muss man sich sportlich einigen und die Situation später in der Kneipe ausdiskutieren.

Was ist nun mit dem „Stop“-Rufen? Diese lästige Angewohnheit (die ich z.B. nicht praktiziere) ist eine Hilfe für die Spielenden, die eventuell den hereinlaufenden Ball nicht sehen. Dann stehe ich auf dem Standpunkt: wenn sie ihn nicht sehen, stört es sie auch nicht, warum sollte ich sie dann stören? Wenn sie den Ball sehen und sich gestört fühlen, sind sie alt genug, das Spiel selbst zu unterbrechen. Ruft jemand bei mir allerdings „Stop“ ins Spiel, unterbreche ich das Spiel, da ich mich von dem Ruf ausreichend gestört fühle.

Sind „hellblaue“ T-Shirts zugelassen?

Die Situation habe ich selbst erlebt: ein Spieler tritt in einem weißen T-Shirt an, auf Nachfrage erklärt er, das Shirt sei „hellblau“ und damit nicht zu beanstanden. Darf er das?

Kurze Antwort: Nein.

Lange Antwort: zunächst einmal ist das grob unsportlich, wenn er kein anderes Shirt mithat, kann das passieren, dann entschuldigt man sich, bittet den Gegner um Verständnis und gut ist. Eine so patzig/blöde Antwort wie oben schreit aber geradezu nach enger Regelauslegung. Was sagt denn die Regel nun über weiße Hemden? Nichts.

In diesem Fall sind die Regeln mal ausgesprochen gut formuliert: TT-Regeln B, § 2.2.2 „Abgesehen von Ärmeln und Kragen des Trikots muss sich die Hauptfarbe von Trikot, Röckchen oder Shorts eindeutig von der Farbe des verwendeten Balls unterscheiden.“

Der springende Punkt ist dabei „eindeutig“. Ist das hellblau zu hell – falsch.

Was tun, wenn der Schläger kaputtgeht?

Letztens ist es beim Punktspiel passiert, dass der Gegner beim Topspin mit dem Schläger am Tisch hängenblieb. Dabei riß er sich ein Stück Belag von ca. 2 cm Durchmesser ab. Was nun?

Kurz: Schläger tauschen und weiterspielen, evtl. zwei/drei Bälle zum Einspielen auf den neuen Schläger

Die Regeln verlangen, dass der Belag einheitlich und durchgängig ist, „Geringfügige Abweichungen von der Vollständigkeit des Belags oder der Gleichmäßigkeit seiner Farbe, die auf zufällige Beschädigung, auf Abnutzung oder Verblassen zurückzuführen sind, können zugelassen werden, sofern sie die Eigenschaften der Oberfläche nicht entscheidend verändern.“

Jetzt ist also die Frage: was ist geringfügig? Das ist Ermessenssache, im Zweifelsfall entscheidet die*der Oberschiedsrichter*in. Wenn man keine*n hat, schaut man, ob der Belag als „gleichmäßig“ gelten kann. Bei einem kleinen Schnitt mag das gehen, oder bei kleinen fehlenden Ecken am Rand des Schlägers. Je größer und je mehr in der Mitte, desto weniger wird der Schläger regelgerecht sein.

Für die ganz Schlauen: das ist der einzige Fall, in dem der Schläger während des Spiels gewechselt werden darf. Sollte man seinen Schläger daher absichtlich beschädigen, um ihn wechseln zu können, so ist das nicht mehr „zufällig“ und man darf nicht wechseln! Das heißt, beschädigt man den Schläger absichtlich so, dass man nicht mehr weiterspielen darf, ist das Spiel verloren.

Aufschlag

Muss der Schläger beim Aufschlag über dem Tisch sein?

Kurz: nein, nur beim Berühren des Balls.

Die Aufschlagregel konzentriert sich auf den Ball: er muss aus der ruhenden Handfläche nahezu senkrecht mindestens 16 cm hochgeworfen werden und für die*den Gegner*in die gesamte Zeit sichtbar sein. Der Ball muss die gesamte Zeit oberhalb der Ebene der Spielfläche sein. Das heißt: für den Schläger werden keine Vorgaben gemacht. Da der Ball aber die gesamte Zeit sichtbar und oberhalb der Spielfläche sein muss, also insbesondere beim Schlagen des Balls, muss der Schläger spätestens dann unter dem Tisch hervorgeholt werden.

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